Josef Pekař wurde am 12. April 1870 in Malý Rohozec geboren, aber seine Kindheit verbrachte er im naheliegenden Dorf Daliměřice, das heute einen Teil von Turnov bildet. Er wurde von seinem Onkel Jan Matouš Černý (1839–1893) stark beeinflusst. J. M. Černý war ein bedeutender Politiker und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der ihn zur Geschichte anstachelte. An der Grundschule in Turnov war Pekař ein ausgezeichneter Schüler, aber er hatte auch unterschiedliche Verhaltensprobleme. Einmal pfiff er nach dem Weg von der Schule in die neugekaufte Pfeife, wurde dafür vom Apotheker Radský aus der Hlubokástraße gerügt und musste vor seinen Prügeln fliehen. Den nächsten Tag raufte er mit seinem Mitschüler Pepa Hájský um gleiche Pfeife – sie fielen dabei aus dem Hügel in den Fluss Jizera zusammen.
Seine Kindheit und Jugend wurden auch von vielen traurigen Ereignissen in der Familie beeinflusst. Seine sieben Geschwister erreichen ihre Reife nicht, die Mehrheit von ihnen starb an Tuberkulose. Seine Mutter Františka starb an dieser „Familienkrankheit“ im Jahre 1882, im gleichen Tag, als er sein Zeugnis aus dem Gymnasium in Mladá Boleslav brachte. Der Vater heiratete bald wieder und Josef Pekař bekam neue Geschwister, die ihn dann sehr intensiv durch das ganze Leben begleiteten, die Schwester Maria und den Bruder František, dessen Nachkommen bis heute auf dem Familiengrund in Daliměřice leben.
Viele Burgen und Schlösser in der Umgebung von Turnov spielten eine bedeutende Rolle im Leben des Historikers. Pekař erinnerte sich gern, wie er in der Zeit, als er zu Fuß zur Schule in Turnov ging, mit seien Freunden Spaziergänge in die Umgebung organisierte, die von ihrer Lektüre inspiriert wurden. Als Pekař das Gymnasium in Mladá Boleslav betrat, beschloss er eine enge Freundschaft mit seinem älteren Mitschüler und Mitbewohner Josef Novák aus Ohrazenice und besuchte zusammen mit anderen Freunden aus der Schule Jan Krejčí, František Soukal und Bohuslav Nový die umliegenden Burgen, z. B. Bezděz, Michalovice oder Zvířetice.
"Ich erinnere mich, dass wir uns als Jungen in der Grundschule in die alten Burgruinen um Turnov (…) verliebten und wie das Lesen der romantischen Geschichten aus der Ritterzeit (z. B. über die Pater Blažejs Höhle) die Fantasie reizte und unsere Neugier anspannte. Es ging darum, alles zu erkennen und all das große und geheimnisvolle zu erlernen, was wir in der Geschichte z. B. von Bezděz oder Valdštejn zu finden dachten, es in den Gedanken wieder zu erleben und in der Lage zu sein, die stummen Ruinen zum Sprechen zu bringen, damit sie uns ihre Geheimnisse erzählen. Ich fing also an zu sammeln, was Kluges, aber auch Aberwitziges über die Geschichte unserer Burgen in der Region um Turnov geschrieben wurde. In Quinta ‚schrieb‘ ich die Geschichte von Hrubý Rohozec und mein erstes gedrucktes Werk hieß ‚Paměti hradu Valdštejnu‘ (Erinnerungen der Burg Valdštejn).“ Josef Pekař, 1908
Hrubý Rohozec ist das nächste Schloss vom Familienhof in Daliměřice. Die Kompilationsstudie über das Schloss, die Pekař im Schuljahr 1884–85 schrieb, wurde leider nicht erhalten. Die gotische Burg wurde in der Hälfte des 14. Jahrhunderts von der Adelsfamilie der Markwartinger gegründet, die hierorts ihren Sitz aus Dolánky übertragen hatten. Die Burg wurde später zu einem Renaissance-Schloss umgebaut und kleinere Umbauten wurden noch im Barock- und Empirestil durchgeführt. Während des Dreißigjährigen Krieges verkaufte Albrecht von Wallenstein sein Schloss und Herrschaftsgut seinem Obersten Nikolaus von Desfours. Seiner Familie gehörte Hrubý Rohozec bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Im Jahre 1889 wurde das erste bedeutendere Werk von Pekař abgedruckt. In der Zeitschrift Jizeran wurde ein Artikel Hrad Valdstein (Die Burg Valdštejn) veröffentlicht. Die Burg, die Pekař sehr oft besuchte, wurde von Markwartinger im 13. Jahrhundert gegründet. Später wurde sie zum Stammsitz einer Nebenlinie der Herren von Wallenstein. Im 16. Jahrhundert wurde sie verlassen und dann von den Einsiedlern bewohnt. Im Jahre 1722 wurde die Nepomuk-Barockkapelle gebaut. Die Kapelle im Empire Stil, die dem Heiligen Johannes dem Täufer eingeweiht ist, ist mit dem Dichter Karel Hynek Mácha verbunden. Die letzten Besitzer von Wallenstein waren Aehrenthals bis 1945. Sie führten romantische Umbauten der Burg aus, bauten hier eine Gaststätte öffneten die Burg für die Touristen. Derzeit ist die Burg ein Kulturdenkmal im Besitz der Stadt Turnov.
Die Mehrheit der Historiker ist sich darüber einig, dass den Höhepunkt der Forschungsbemühungen von Pekař das umfangreiche Buch Kniha o Kosti (Das Buch über die Herrschaft Kost) bildet. Zwischen 1909–1911 wurden die ersten zwei Teile herausgegeben. Der dritte Teil wurde wegen des sich verschlechternden Gesundheitszustands des Historikers nie vollendet. Das Kulturdenkmal Kost gehört heute zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen in Tschechien. Die Burg Kost wurde vor 1349 von Beneš von Wartenberg gegründet. Am Ende des 17. Jahrhunderts bauten Černíns von Chudenice einen Teil der Burg in die Speicher, Läger und Wohnungen für ihre Beamten aus. Damit wurde der historische Wert des Objektes stark beschädigt. Die Burg wurde 1992 den letzten Besitzern aus der Familie Kinský dal Borgo in der Restitution zurückgegeben. Sie ist bei den Filmemachern sehr beliebt (es wurden hier u. a. Filme Hannibal Rising, Radúz a Mahulena oder Jan Hus gedreht).
Wir befinden uns in Malý Rohozec, im Geburtsort von Josef Pekař. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1547. Dem Besitzer Adam von Wartenberg, dem Besitzer des Herrschaftsguts Hrubý Rohozec, wurde sein Vermögen wegen seiner Teilnahme an dem Aufstand gegen König Ferdinand I. beschlagnahmt. In der Liste der Dörfer, die zum Herrschaftsgut gehören, ist auch Malý Rohozec mit dem Erbschulzengericht erwähnt. Das Dorf gehörte zum Herrschaftsgut Hrubý Rohozec, das der kaiserliche General Nikolaus von Desfours 1628 gewann. Diese Familie ließ in Malý Rohozec in der Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Barockschloss und einen nahen Meierhof zu bauen, der heute als Červený Dvůr (Der rote Hof) bekannt ist. Dieser Familie gehörte Malý Rohozec bis 1832. In dieser Zeit erwarben es Rohans und es wurde ins Herrschaftsgut Svijany eingegliedert. Im Jahre 1836 verkauften sie es an Ferdinand Unger, der in der Nähe vom Schloss die Bierbrauerei einrichtete.
Nach 1850 wurde Malý Rohozec eine
unabhängige Gemeinde
im Politischen Bezirk Turnov, später eine Siedlung der
Gemeinde Bukovina. Im
Jahre 1876 wurden die Siedlungen Malý Rohozec, Mokřiny und
Vazovec von
Bukovina getrennt. Malý Rohozec blieb bis 1964
unabhängig. Im Januar
jenes Jahres entschloss sich der Kreisausschuss in Semily, die
selbständigen Gemeinden
Bukovina und Malý Rohozec in eine Gemeinde mit dem Namen
Dolánky u Turnova
einzugliedern, die aus Dolánky, Bukovina, Kobylka, Loužek,
Malý Rohozec
und Mokřiny bestand. Diese Entscheidung trat in Kraft am 14. Juni 1964,
am Tag der Wahlen in die
Gemeindeausschusse. Dieses große Dorf hörte um
zwanzig Jahre später auf zu existieren.
Vom 1. Juli 1985 bis heute gehört das ganze Dolánky
zu der Stadt Turnov. Vor dem alten Jugendstilgebäude der
Schule, die seit den 1970er
Jahren ihrem Zweck nicht mehr dient, stehen zwei alte Linden
– Masaryks und
Štefániks. Sie wurden hierorts im Jahre 1925
wegen der Elektrifizierung des Dorfes aus ihrem
ursprünglichen Ort umgesetzt, wo sie aus Anlass der Feier der
Entstehung des
tschechoslowakischen Staates im Jahre 1918 gepflanzt wurden. Vor der
Schule steht das Denkmal der Gefallenen im Ersten Weltkrieg. Es wurde
mit Spenden
der Einheimischen gebaut und 1926 enthüllt. Später
wurde
noch eine Gedenktafel hinzugefügt. Sie erinnert an einen
Einheimischen Stanislav Linka, einen Piloten des
311. Bombergeschwaders RAF in der Schlacht um Großbritannien.
Ein
paar Meter weiter befindet sich der alte Sokol-Spielplatz, der in den
1920er Jahren von den
Einheimischen aus dem Teich erbaut wurde, aus dem das Eis für
die Brauerei
gebrochen wurde. In der Nähe befindet sich die Ruine der alten
Sokol-Turnhalle.
Früher handelte es sich um das Gebäude der Brauerei,
den sog. Eiskeller, in
dem das Eis aus dem Teich gelagert wurde. Die Brauerei
überließ es nach
der Errichtung der elektrischen Kühlanlagen dem Sokol-Verein.
Hinter der
Sokol-Turnhalle wird der Weg gerade, dort beginnt der Ortsteil von
Malý Rohozec, der
Na Černavě genannt wird. Der Josef-Pekař-Wanderweg führt uns
durch das Gebiet mit
dem Namen Na Pískách weiter nach
Jenišovice.
Josef Pekař Lehrpfadkarte, Autor Jiří Lode (2020)
Der Vater Josef Pekař (1832–1904) und die Mutter Františka, geboren Černá (1848–1884)
"Ich soll mich in der Schule ruhig benehmen.“ – Die Schulstrafe von Pekař aus der ersten Hälfte der 1880er Jahre
Auf dem Foto der Schule in Malý Rohozec ist neben dem Denkmal der Kriegsgefallenen auch der Mast zu sehen, der im Jahre 1935 im Schulgarten installiert wurde. Den Baumstamm dafür wurde von der Brauerei in Malý Rohozec geschenkt
Die heutige Gaststätte auf Valdštejn diente früher als Wohnung der Herrschaftsangestellten
Hrubá Skála und Trosky wurden oft zu Objekten der Fotografien von Pekař
Die Burg Kost, wie sie Josef Pekař während eines seiner Ausflüge im Jahre 1911 festhielt
Die Sokol-Turnhalle, die im ehemaligen Eiskeller der Brauerei errichtet wurde, wurde im Jahre 1927 feierlich eröffnet